Als ich meinen Sohn geboren hatte, wollte ich stillen. Es funktionierte am Anfang aber nicht so problemlos, so dass ich sicher zwei Wochen lang Angst vor dem nächsten Stillen hatte und dabei angespannt war. Es hätte ja nicht klappen können, und dann?
Meine Hebamme hatte viele schreckliche Geschichten über Brustentzündungen erzählt, außerdem hatte ich noch sehr gut eine Nacht im Krankenhaus in Erinnerung, als mein Sohn nicht trinken konnte und ich nur heulen konnte und fast verzweifelt war.
Dann gingen die Wochen vorbei und ich stillte.
Dann gingen die Monate vorbei und ich stillte.
Dann begannen die anderen Mütter mit dem Brei und ich stillte und hatte eine nette Doula getroffen, die mir „breifrei“ erklärte und hatte die Worte meiner Hebamme im Ohr, die gesagt hatte, dass man ruhig länger stillen könnte und hatte „Das Stillbuch“ als gute Begleitung.
Dann ging das erste Jahr vorbei und der Kleine wollte nur ab und an mal einen Fruchtbrei oder Gurke, die er ausspuckte und ich stillte weiter.
Und es kam die Zeit, da gab es nur noch eine andere Mutter, die auch noch stillte und wenn wir uns trafen, sagten wir :“Stillst Du auch noch? Gut, ich auch.“
Dann gab es eine Zeit, in der ich mich fragte, ob ich so lange stillen wollte, was die Anderen dazu sagen und warum ich die einzige bin, die in der Öffentlichkeit stillt.
Dann gab es fünf Tage, in denen ich dachte, das Stillen sei vorbei, da mein Sohn die Brust nicht wollte, aber sehr verzweifelt war. Ich rief eine Stillberaterin an, die mir sagte, es handele sich um einen Stillstreik. Es ging vorbei. Ich weiß nicht, woher es kam.
Dann hatte ich das Gefühl, noch immer voll zu stillen, mein Sohn war schon zwei Jahre alt. Und ich hatte die Worte der Stillberaterin im Ohr, die gesagt hatte, ihre Söhne hätten auch bis zum 2. Geburtstag voll gestillt.
Die Nächte waren oft sehr hart für mich, ich versuchte einmal, nachts abzustillen, ließ es dann wieder sein.
Schließlich endetet unsere gemeinsame Stillzeit sehr abrupt: Meinem Sohn brach ein kleines Stück Schneidezahn ab und dadurch war das Stillen schlagartig unmöglich. Ich merkte es freitagabends und es war zu spät für einen Zahnarztbesuch.
Ich hatte die Erkenntnis, dass es dann wohl so sein sollte und wir haben gemeinsam Abschied vom Stillen genommen, gemeinsam geweint.
Und dann veränderte sich unsere Beziehung und es war auch schön.
Originalbericht einer Mutter, April 2016
Foto: LM
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